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Geduld


Gibt es die? Was für ein Thema!

Über das ich mich sehr freue, denn es kommt aus meiner wunderbaren Musik-Community.

Eine wundervolle Schülerin gab mir diese Challenge kurz vor den Ferien mit auf den Weg.


Kannst Du nicht einmal etwas zum Thema Geduld schreiben?

Liebe M, da hast Du ja gerade der Richtigen einen super Auftrag gegeben. Ich liebe Geduld und zwar sofort. Und Du siehst, er hat mich still begleitet. Ich habe das erstmal nur gedanklich aufgenommen und still wirken lassen, in der Hoffnung, dass mir dazu etwas Sinnstiftendes einfällt.


In Abständen habe ich mich der Frage aber auch sehr bewusst zugewendet, und ehrlich gesagt, da purzelten dann in meinem Hirn so viele verschiedene Gedanken, dass ich dachte: „oh frau, wie soll ich das in Worte fassen.“

Aber, in meinem BLOG muss es ja nicht immer Ordnung herrschen. Die wirkliche Ordnung liegt ja im Chaos. Nicht wahr?


Geduld als Anforderung von Außen

Geduld assoziiert in mir viele einzelne Facetten und Unterthemen

Geduld ist Warten………………………………………………………….. 🤪🥴

Geduld ist Aushalten ……………………………………………………… 😵‍💫😬

Geduld ist Dulden ………………………………………………………….. ♥️

Geduld ist Erdulden ……………………………………………………….. 🔴


Das waren meine ersten Gedanken und Assoziationen, und meine Gefühle dazu eher unangenehm.

Warten geht doch gar nicht - oder? Erfüllung und zwar sofort. SO muss das.

Aushalten geht ja wohl noch viel weniger.

Dulden und Erdulden geht schon besser. Diese beiden Begriffe sind für mich synonym mit Akzeptanz, etwas anerkennen. Das ist sehr spannend. Eine Brücke vom scheinbar sinnlosen Warten zum Momentum. Darauf komme ich am Ende zurück. Denn da liegt für mich die Erlösung.


Wenn sich Begriffe einbürgern

Kurzum, ich stelle fest, im Großen und Ganzen ist Geduld für mich negativ behaftet. Preußisch anerzogen. „Da musst Du jetzt mal Geduld haben“. (Mensch beachte das kleine Wörtchen „mal“. Wir sollen sie doch immer haben. Pure Verhöhung) „Sei doch nicht immer so ungeduldig“ „Also Christine, so funktioniert das Leben nicht. Da musst du jetzt auch mal Geduld haben!“ „Da reißt mir aber gleich der Geduldsfaden“ (Als Mahnung oder schon fast als Drohung.) „Sei doch nicht gleich so ungeduldig!“. „Geduld ist eine Tugend!“ Echt jetzt? Dazu habe ich eine persönliche klare Haltung. Nein! Diese Geduld ist keine grundsätzliche Tugend. Sie soll anderen dienlich sein. Nicht mir. Die akzeptiere ich nicht.


Die zweite Seite derselben Medaille - Leistung! Aber sofort!

Die Menschen, die uns diese tugendhafte Geduld abverlangt haben, waren und sind ja dieselben, die uns eine Leistung abverlangen. Das ist das was zählt in unserer Kultur. Messbare Leistung. Deshalb ist es gesellschaftlich nicht abgesegnet, etwas liegen zu lassen und sich spontan (voller leidenschaftlicher Ungeduld. Uuuups! ) etwas zuzuwenden was uns glücklich macht, unser Herz erfreut und erfüllt. Und das schließt ein wertvolles Ergebnis übrigens nicht aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass das sogar noch hochwertigere Ergebnisse bringt ist groß. Aber als Mind Set nicht eingebürgert.




Die innere Geduld - besser bekannt als Ungeduld

Der innere Zensor

Die eigene Ungeduld

Interessanterweise sprechen wir hier ja meistens gleich von Ungeduld.

Da frage ich mich natürlich, inwieweit hat die etwas mit der äußeren Anforderung nach Geduld zu tun? Gibt es da eine Kausalität? Im ersten Moment sah ich sie nicht. Doch je mehr ich darauf rumgefühlt habe, umso interessanter wurde es. Wenn mir ständig Geduld abverlangt wird; was habe ich da alles verpasst. Ich durfte wertvollen Impulsen nicht nachgehen; was für vertane Gelegenheiten. Momente kommen nicht wieder. Und alles kann mensch nicht mental behalten. Manchmal gelingt es uns etwas aufzuschreiben, um es zu einem späteren Zeitpunkt zu erfüllen. Aber Gedanken sind rasend schnell. Es geht ganz viel an Spontaneität verloren.

Ja, irgendwie gibt es eine Kausalität von außen zu innen. Was ja auch logisch ist.


Gibt es eine Lösung?

Für mich ja!

Ich definiere die Ungeduld als das Positive und Wünschenswerte. Denn sie zeigt mir wo meine Hingabe ist. Möchte ich ungeduldig ein bestimmtes Ziel erreichen, einen bestimmten Zustand, ein bestimmtes Gefühl? Klar!

Der innere Konflikt beginnt ja erst mit dem Bemühen diese Erfüllung zu bekommen. Und zwar sofort! Auf der Stelle! Ich will sofort am Ziel sein, weil ich glaube, da ist die Erfüllung, was dazwischen ist, habe ich gar nicht im Fokus. So bin ich auch nicht erzogen. Das Ziel ist schließlich eine Leistung, und die muss schnell erbracht werden. Da kennt die Erziehung keine Geduld.


Ist mein Ziel aber womöglich mit Erfüllung und Genuss verbunden greift die Moral!

Da würde jetzt landläufig der Spruch kommen: „Siehst Du hier musst Du jetzt einfach geduldig sein“! Nein, muss ich nicht. Der Genuss ist schon da. Das Sehnen, der Moment. Alleine das koste ich aus. Dann stecke ich das Ziel fest, definiere die vielen kleinen Schritte, die ich alle einzeln wie die wunderbaren Suchard Schogetten genieße. Deshalb heißt es: der Weg ist das Ziel. Anmerkung von mir: diesen zu genießen ist erlaubt.


Ich stelle mir das vor wie einen Spaziergang.

Meine Kamera ist dabei. Ich mache Fotos, ich pflücke Blumen. Ich schnacke mit meinem Nachbarn, den ich unterwegs treffe; sitze auf einer Bank und mache NICHTS - ich gucke nur. Ich werfe Steine in den See an dem ich vorbeikomme, und, und, und…… plötzlich bin ich am Ziel und wundere mich, dass ich angekommen bin. Es kann sogar passieren, dass ich gar nicht merke, dass ich angekommen bin, weil mein Ziel gar nicht so konkret war.


Steine. Ein Sinnbild von Geduld.


Fazit

Geduldig sein bedeutet gar nicht, dass ich warten soll, aushalten soll.

Geduldig sein ist ein Zustand. Es bedeutet in dem Moment zu sein.

Geduld ist der Genuss der einzelnen kleinen Schritte. Die sind wertvoller als das Ziel. Weil wir die Essenz mitnehmen, über das Ziel hinaus.

Und Geduld bedeutet auch, zu erkennen, dass Leistung nicht immer synonym mit einem Ziel ist. Leistung ist ein Ergebnis, aber nicht automatisch ein Ziel.


Geduld ist der Genuss des Moments

Im Hier und Jetzt. Das Mantra kennen wir alle, es zu leben ist so schwer.

Deshalb ist es gut, regelmässig nach innen zu horchen.


Das macht u.a. das Musikmachen so wertvoll.

Ich kann aus dem Moment nicht aussteigen. Es zentriert mich und präzisiert mich.

Musikmachen ist immer auch Persönlichkeitsentwicklung.


Danke liebe M. für Deine schöne Anregung!

Wenn Du und alle anderen gedanklich berührt seid, freue ich mich wie immer über regen Austausch in den Kommentaren und neue LeserInnen.



Ich wünsch Euch viele schöne Sommertage!


Christine (Thomsen)


Ich sitze hier ganz geduldig und genieße den Moment nach einer spannenden Fototour in Hamburg.


Wenn Du Lust verspürt, mit mir Deine Wege zu bauen, dann kannst Du Dich hier inspirieren https://www.querfloeten-art.de/prio-mentoring/


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